Sandmagerrasen auf Binnendünen als Lebensraum seltener Arten

Im Reich des Löwen

Nach der letzten Eiszeit sind durch Sandverwehungen auch im Binnenland, weitab der Meeresküsten Dünen entstanden. Sogenannte Binnendünen bestehen aus Sand und besitzen keinen Mutterbodenauflage. Auf ihnen wachsen nur sehr wenige, anspruchslose Pflanzenarten, welche Nährstoff- und Wassermangel sowie hohe Temperaturen ertragen können. Derartige Trockenbiotope stellen Lebensräume für eine Vielzahl von hoch spezialisierten, vielerorts seltenen und gefährdeten  Tier-und Pflanzenarten dar, weshalb sie geschützte Biotope nach §30 des Bundesnaturschutzgesetzes darstellen. Binnendünen sind in Mitteleuropa von Natur aus selten. Zudem weisen sie meist eine relativ kleine Flächengröße auf und liegen oft weit isoliert voneinander. Durch Aufforstung und Planierungen sind diese Sonderbiotope in unserer heutigen Kulturlandschaft fast vollständig verschwunden. Ein kleiner Rest einer solchen Binnendüne befindet sich noch heute am nördlichen Ortsrand von Samswegen.

Bestimmte Pflanzenarten haben sich an die kargen Bedingungen angepasst und können hier ohne Konkurrenzdruck durch andere Arten gedeihen. Das Nektarangebot von Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Sand-Grasnelke (Armeria maritima ssp. elongata) und Besenheide (Calluna vulgaris) ist für verschiedene Schmetterlingsarten und andere Insekten im Gebiet von hoher Bedeutung. Zwischen der lückigen Vegetation gibt es auf Binnendünen auch vegetationslose Bereiche. Diese offenen Bodenstellen sind lebenswichtige Voraussetzungen für Tierarten, die ihre Brutröhren oder Fangtrichter im lockeren Sand anlegen.

Bei einer Bestandsaufnahme im Jahr 2018 konnten insgesamt 42 Pflanzen- und 111 Tierarten auf der Binnendüne erfasst werden, die für trocken-warme Lebensräume typisch sind. Davon werden 31 Arten in der Roten Liste Deutschlands geführt, acht Arten kommen in ganz Sachsen-Anhalt nur selten bzw. sehr selten vor.

Die größte Bedrohung für die verbleibenden Binnendünen und deren Lebensgemeinschaften ist der permanente Eintrag von Nährstoffen. Aufgrund der Luftverunreinigung durch Industrie, Verkehr und industrielle Landwirtschaft gehen derzeitig jährlich etwa 50 kg pflanzenverfügbarer Stickstoff auf jeden Hektar Fläche in Deutschland nieder. Dieser ungehinderte Nährstoffeintrag führt dazu, dass auf den Dünen Kiefern und anderen Pflanzen gedeihen, die von Natur aus dort nicht wachsen könnten. Um das Zuwachsen der offenen Sandflächen zu verhindern, müssen regelmäßig Pflegeeinsätze auf der Binnendüne vorgenommen werden, bei denen ein Teil der Gehölze entfernt wird.

Nur so kann eine Veränderung der Bodenoberfläche durch Beschattung und Anreicherung von Humus verhindert werden. Durch die Freistellung der Sandflächen wird gewährleistet, dass die Sonne ungehindert auf den Sand treffen kann und das charakteristische Mikroklima dieses Extremstandortes erhalten bleibt.