Landkreis Börde / 8. März 2023 (10:00 Uhr) ein wichtiger Meilenstein im Sanierungsablauf, die Windmühle Etingen auf den sanierten Bock per Kran zurückversetzt
Erleben

Am 8. März 2023 gegen 10:00 Uhr wird die Windmühle Etingen per Kran auf den sanierten „Bock“ zurückversetzt

Bockwindmühle Etingen / Kulturdenkmale gehören unverwechselbar zum Leben. Auch Windmühlen sind Zeitzeugen der Vergangenheit, die es wert sind, erhalten zu werden.

Am 8. März 2023 gegen 10:00 Uhr hängt die „Etinger Bockwindmühle“ nun erneut am „Haken“ eines Mobildrehkranes. Da die Standsicherheit gefährdet war, wurde in den letzten Monaten emsig daran gearbeitet, den „Mühlenbock“ zu erneuern. Diese Arbeiten sind abgeschlossen und die Mühle kehrt wieder auf ihre „nun standfesten Wurzeln“ zurück. Ein Ereignis, das man nicht alle Tage erleben kann. Von daher sagt Thorsten Neitzel von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde. „Schauen Sie einfach mal vorbei und beobachten die Aktion in sicherem Abstand. Sicherlich für Ortschronisten und Menschen, die Geschichte dokumentieren, ein Leckerbissen.“

Landrat Martin Stichnoth lobt die Aktion. „Die Mühle gehört zu Etingen, wie ein rechter zum linken Schuh. Danke an die Initiatoren, an den Mühlenverein und den Eigentümer. Und danke an meine Leute in der unteren Denkmalschutzbehörde, die sich mit dem Land Sachsen-Anhalt einvernehmlich für die Finanzierung (Förderung) des Projektes stark gemacht haben.“ (Archivfoto Landkreis Börde vom 25. August 2022, die Mühle wird zur Sanierung des Bockes versetzt.)

Die Bockwindmühle Etingen / von Thorsten Neitzel (untere Denkmalschutzbehörde Landkreis Börde)

Die Mühle wurde 1843 in Zillbeck (einem Ortsteil von Etingen) erbaut. 1886 wurde sie an den jetzigen Standort umgesetzt und zuletzt vom Müller Otto Haering bis 1950, zuletzt mit Elektromotor, betrieben. Danach wurde nur noch gelegentlich bis 1960 geschrotet, anschließend verfiel das Bauwerk.

Im Jahr 1990 kam mit Helmut Russ aus Schleswig-Holstein die Rettung: Er kaufte das Bauwerk zunächst, um es abzutragen und in seiner Heimat wiederaufzubauen. Glücklicherweise ließ er sich von den Alteigentümern überzeugen, dass die Mühle dort in das Landschaftsbild gehört, wo sie sich befindet. Es fanden umfassende Sicherungs-und Restaurierungsarbeiten statt, die hauptsächlich von der Firma Zecher Mühlenbau aus Wittenburg / Mecklenburg-Vorpommern ausgeführt wurden. Im Jahr 1991 lief sie dann nach genau 50 Jahren erstmalig wieder unter Wind.

Ende der 1990er Jahre wurde eine Schiefstellung der Mühle in nordwestliche Richtung festgestellt, die hauptsächlich durch zerstörte Schwellenköpfe des Mühlenbockes hervorgerufen wurde und die ein sofortiges Handeln erforderte. Der Rumpf der Mühle wurde daraufhin mit Kanthölzern unter den Ecksäulen notabgestützt. Es sollten jedoch noch mehr als 20 Jahre vergehen, bis sich wieder grundlegend etwas tun sollte auf dem Mühlengrundstück.

Helmut Russ meldete sich bei der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde und erklärte, die Mühle nunmehr instandsetzen und sogar in einen betriebsfähigen Zustand versetzen zu wollen, um sie für die Allgemeinheit zu erhalten. Ein Angebot der Zimmerei Blümner aus Bismark / Altmark dazu beläuft sich auf rund 117.000 Euro. 

Es wurden Fördermittel beantragt und die Gründung eines Mühlenvereins vor Ort in die Wege geleite. Vom Land Sachsen-Anhalt, obere Denkmalschutzbehörde, wurden dann für das Jahr 2022 insgesamt 55.000 Euro bewilligt, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für 2022 insgesamt 10.000 Euro und noch einmal 10.000 Euro für 2023. Aus Sicherheitsgründen erfolgte im November 2021, noch vor dem offiziellen Baubeginn, die Abnahme der Mühlenflügel, um die Standsicherheit der notabgestützten Mühle durch die bevorstehenden Herbststürme nicht zu gefährden. Im Sommer 2021 wurde dann in der Etinger Gaststätte „Bauernschänke“ der Etinger Mühlenverein gegründet.

Die Sanierungsarbeiten begannen im Sommer 2022 mit Aussteifungsarbeiten im Mühleninneren. Am 25. August 2022 wurde bei einer spektakulären Aktion die Mühle mit einem Mobildrehkran vom Bock heruntergehoben und seitlich auf einem eigens erstellten Abstützgerüst abgestellt. Anschließend wurde der Bock demontiert und in der Werkstatt der Zimmerei Blümner fachgerecht repariert. Dabei wurden beide Schwellen, zwei Kreuzstreben sowie der Sattel erneuert.

Am kommenden Mittwoch (8. März 2023) ist es nun soweit: Die Mühle wird nun mit dem Kran wieder auf den reparierten Bock gestellt. Noch in diesem Jahr werden dann die Außenhaut und der Stert (der lange, aus der Rückwand der Mühle herausragende Balken, mit welchem diese in den Wind gedreht wird), die Treppe und das Flügelkreuz erneuert. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann die Inneneinrichtung instandgesetzt werden, damit zumindest ein Schaubtrieb erfolgen kann.

Mehr über den Denkmalschutz in Sachsen-Anhalt auf den Seiten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie erfahren / bitte hier klicken

Letzte Aktualisierung: 07.03.2023 16:13 Uhr