Erleben

Auszeichnung „UN-Dekade-Projekt“ an Agrargenossenschaft Emden verliehen / mit Wasserbüffeln und Exmoorponys zu einer neuen biologischen Vielfalt

Das gleichnamige „UN-Dekade-Projekt“ ist „ausgezeichnet“. Der Preis wurde in diesen Tagen durch Landwirtschaftsministerin Prof. Claudia Dalbert, Landrat Martin Stichnoth und Vertretern der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und des Bundesforstbetriebes Mittelelbe verliehen. Eine Fotoschau findet man ab sofort auf den Seiten www.landkreis-boerde.de (Amt für Natur und Umweltschutz).

Die Dekade-Jury hatte das Beweidungsprojekt „Mit Wasserbüffeln und Exmoorponys zu einer neuen biologischen Vielfalt“ für die Auszeichnung nominiert, die nun verliehen wurde. Im Seelschen Bruch, gelegen zwischen Hakenstedt, Uhrsleben, Erxleben und Eimersleben im Landkreis Börde, hat die der Agrargenossenschaft Emden e. G. eine Weide sprichwörtlich „mit Leben erfüllt“.

Mehr im Internet erfahren:

https://www.undekade-biologischevielfalt.de (demnächst Voting für das Projekt möglich)

www.landkreis-boerde.de (Seiten Natur- und Umweltamt Landkreis mit Fotoschau)

Der Hintergrund: Im Zuge der Verbreiterung der Bundesautobahn A2 wurden in den 1990er Jahren im Seelschen Bruch mehrere naturschutzrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen realisiert. Es ging darum, das im Winterhalbjahr anfallende Niederschlagswasser durch Wehre und Stauanlagen im Gebiet zu halten. Dadurch sollten die Lebensbedingungen für verschiedene Tier- und Pflanzenarten des feuchten Grünlands verbessert werden. Nach den überdurchschnittlich niederschlagsreichen Jahren 2011/13 hat sich jedoch herausgestellt, dass das Konzept nicht aufging. Denn aufgrund der hohen Wasserstände entstand ein Paradies für Wasservögel. Da es zur Brutzeit keine kurzrasige Wiese gab, die Mahd war erst nach Rückgang des Wassers im Spätsommer möglich, hatten die Arten des Grünlands (Kiebitz, Brachvogel, Bekassine) hier keine Chance zum Brüten. Das galt es zu ändern.

Und hier kommt der Landkreis Börde ins Spiel. Die untere Naturschutzbehörde entwickelte die Idee der Haltung von Wasserbüffeln. Es gab eine Reihe von Unterstützern. Ab 2012 setzten sich die Verantwortungsträger mit fachlicher Unterstützung von Experten aus Thüringen für eine Umstellung der Mahdnutzung auf eine naturnahe extensive Beweidung der Fläche mit Rindern und Pferden ein.

Die Diskussion mit den Partnern der Straßenbauverwaltung, dem Bundesforstbetrieb, verschiedenen Fachbehörden und nicht zuletzt mit den auf den Flächen tätigen Landwirten war am Ende zielführend. Ausschlaggebend für die ersten sichtbaren Erfolge der Umstellung der Flächennutzung und für die Ausrichtung der Bewirtschaftung auf eine Erhöhung der Biodiversität des Seelschen Bruchs war die Geschäftsführung der Emdener Agrargenossenschaft, namentlich Geschäftsführerin Silke Fischer und Vorstandsmitglied Michael Daul.

Heute gibt es eine etwa 80 Hektar eingezäunte Fläche, auf der Wasserbüffel, Exmoorponys und Fleckvieh-Rinder weiden. „Ein interessantes Besuchsziel“, weiß auch Landrat Martin Stichnoth. „Man kann die Tiere, am besten mit dem Fernglas, beobachten, ohne die Weide zu betreten.“ Die Zufahrt ist auf einem Betonweg, der vom Rasthof Uhrsleben ins Seelsche Bruch führt, möglich. Die Weide selbst darf aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. „Übrigens“, so informiert der Landrat, „hat die Agrargenossenschaft Emden einen Antrag auf Förderung eines Aussichtsturmes am Rande der Weidefläche gestellt. Aller Voraussicht nach gibt es dafür eine Leaderförderung. Wir bekommen hier ein Ausflugsziel, dass die Attraktivität der Region verbessert. Vielen Dank an alle Akteure, die sich engagiert haben und die sich weiter für die Ziele des Naturschutzes einsetzen.“

Der naturschutzfachliche Hintergrund: Die Weidetiere sind rund ein Jahr auf dieser Koppel und sie hat sich bereits merklich verändert. Bedingt durch das unterschiedliche Fressverhalten der Tierarten gibt es sowohl kurzrasige Flächen als auch Flächen mit hohem Gras. Dadurch verbessern sich die Voraussetzungen für die Brut von verschiedenen Vogelarten. Da die Wasserbüffel mit Vorliebe Schilf fressen, sind die Ufer der als Laichgewässer  angelegten flachen Tümpel wieder ganzjährig frei. Sie erfüllen dadurch ihren ökologischen Zweck. In den kommenden Jahren ist geplant, auf der Weidefläche viele blühende Kräuter zu beheimaten. Ein Thema, bei dem die untere Naturschutzbehörde die Agrargenossenschaft aktiv berät und unterstützt.

Letzte Aktualisierung: 23.10.2020 10:22 Uhr